VáclavLuksimInterview
von Alexander Kleinschrodt

Hornist, Cembalist und Dirigent – Václav Luks gehört zu den renommiertesten und innovativsten Interpreten der Alten Musik. Mit seinem Collegium 1704 stellt er in Knechtsteden Werke des Leipziger Protestanten Bach denen des Dresdner Katholiken Zelenka gegenüber. Außerdem wird er zusammen mit Hermann Max einen Workshop für Barockensembles leiten.

 

Luther rückte das Bibelwort in die Mitte des Glaubens, die Alte-Musik-Bewegung versuchte, historische Partituren und Schriften ernst zu nehmen. War das auch eine Art Reformation?

Die Parallelen sind wirklich auffallend. Die Reformation war ein Protest gegen den Mainstream, gegen schlechte Gewohnheiten, die als selbstverständlich galten. Auch wir wollten eine eigene Identität gewinnen, indem wir zu den Quellen zurückgehen. Und noch etwas ist vergleichbar: Es genügt nicht, neue Erkenntnisse zu haben, sie müssen auch zugänglich gemacht und gelebt werden.

Um im Bild zu bleiben: Wie steht es heute um die „Ökumene“, die Verständigung zwischen der etablierten „Klassik“ und den Vertretern der historischen Aufführungspraxis?

Vor 20 Jahren hätte man sich nicht vorstellen können, wie radikal heute auch die großen Sinfonieorchester ihre Spielweise verändert haben. Wenn wir ehrlich sind, ist doch die Alte Musik selbst zum Mainstream geworden! Ich vermisse manchmal den Pioniergeist der sechziger Jahre. Beim Concentus Musicus in Wien haben sie damals mehrere Jahre geprobt, bis sie glaubten, die Öffentlichkeit überzeugen zu können. Heute denken viele, es sei normal, sofort Erfolg zu haben. Vielleicht wäre es wieder Zeit für eine Reformation? (lacht)

Wodurch unterscheiden sich die beiden Werke ihres Konzertprogramms, die Lutherische Messe in g-Moll von Bach und die Missa Omnium Sanctorum von Zelenka?

Zelenka gilt als „der böhmische Bach“. Qualitativ ist er auch auf Augenhöhe mit ihm – nur macht er etwas ganz anderes! Zu Zelenkas Personalstil gehören das Brechen von Regeln und eine Vorliebe für das Bizarre. In gewisser Hinsicht kenne ich keine Musik, die so katholisch ist wie seine. Bei Bach dominiert, wie im Protestantismus, immer die Rationalität.

Welche Botschaft haben Sie für die Nachwuchsmusiker, mit denen sie in Knechtsteden arbeiten werden?

In einem kurzen Kurs kann ich gar nicht so viel bewirken, aber vielleicht Türen öffnen. Das Wichtigste ist für mich die Bereitschaft, etwas zu riskieren.

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